Project Antville |
Wednesday, 18. June 2003
Telepolis about AntClick
tobi, 14:45h
Notizbuch für Fortgeschrittene
Marcus Hammerschmitt, 14.06.2003 Ein Programmpaket namens Antclick zeigt, was freie Software heute leisten kann Manchmal muss sich eine Erfindung gegen ihre eigenen Wurzeln durchsetzen. Als sich Linus Torvalds 1991 ein Einzelplatz-PC-Betriebssystem zusammenbasteln wollte und dazu auf das Unix-Derivat Minix stützte [1], hätte er wohl nicht geglaubt, dass seine Idee eines Tages den mächtigsten Softwarekonzern der Welt herausfordern würde [2]. Der gleiche Erfolg steht für "Antclick", eine Software aus dem Umfeld der Entwickler und Betreuer [3] der Weblog-Community Antville (vgl. Ein neuer Server für den Ameisenhaufen [4]) nicht zu erwarten. Aber mindestens eine Gemeinsamkeit mit Linux gibt es schon: Man sieht den Sinn nicht unmittelbar. Antclick ist im Grunde nichts anderes als Antville für alle. Es kostet nichts, ist extrem leicht auch in einer Windows-Umgebung zu installieren [5], hat im Grunde die gleichen Stärken wie Antville selbst [6] und die Programmierer haben sehr darauf geachtet, dass man sich um die Details zunächst nicht kümmern muss, weil es außer der notwendigen Java-Installation alles mitbringt: einen eigenen Webserver [7], das Publikationssystem Helma [8] als Kern des Ganzen sowie eine eigene Datenbank [9]. Aber wer braucht schon eine Weblog-Community auf dem eigenen Rechner? Die Antwort lautet überraschenderweise: Eigentlich jeder, der in organisierter Weise mit Information zu tun hat. Die extreme Konfigurierbarkeit von Antclick / Antville macht es für die unterschiedlichsten Zwecke nutzbar. Nehmen wir zum Beispiel eine Autorin, die vor einem größeren Projekt steht (sei es nun eine Magisterarbeit, eine Artikelserie oder ein Roman), und sich ein Tool wünscht, das die Materialverwaltung erleichtert. Mit Antclick ist von einem digitalen Endlos-Notizzettel bis zum fein säuberlich geordneten Zettelkasten für jedes einzelne Sach- und Themengebiet alles möglich, von Extra-Abteilungen für die Medien (Bilder, Filme, Musik) ganz abgesehen. Eine virtuelle Arbeitsgruppe in einer größeren Firma oder Institution möchte gerne alle Mitglieder über den Fortgang eines Projektes mühelos auf dem laufenden halten, ohne sich ständig in Meetings zu verzetteln? Das sollte im firmen-/institutionseigenen Intranet mit Antclick kein Problem sein. Antclick ließe sich sicher mit ein wenig Geschick auch in ein Präsentationssystem für die Ergebnisse dieser Arbeitsgruppe verwandeln, das kommerziellen Anwendungen jederzeit das Wasser reichen kann. Da Einbindung und Präsentation von Inhalten per HTML und XML kein Problem sind, Antclick selbst durch Verknüpfung mit externen Datenbanken (wie MySQL und Oracle) "aufgebohrt" [10] werden kann und sich in der Form von Antville [11] an den Apache-Webserver [12] anbinden [13] lässt, sind mit Antclick/Antville auch komplexere Online-Projekte möglich. Zum Beispiel ein Internetmagazin wie Telepolis, komplett mit Themensortierung, Forum und Mediendatenbank wäre durchaus denkbar. Eigentlich sind der Nutzbarkeit nur durch die Fähigkeiten im Umgang mit der Grundstruktur Grenzen gesetzt, die sich in den Händen eines erfahrenen Webmasters wie Wachs verhält. Mit einem Wort: In Antclick/Antville hat man es mit einem sehr fortgeschrittenen Notizbuch zu tun, das sowohl single- als auch multi-user-fähig ist, mit allen digitalen Medien umgehen kann, sich in Bezug auf Aussehen, Dicke, Zugriffsrechte und Offenheit zur Außenwelt hin jederzeit rekonfigurieren lässt - und keinen Cent kostet. Eine kommerzielle Firma würde für eine solche Anwendung Unsummen verlangen, und es fällt leicht, sich Heerscharen von IT-Beratern vorzustellen, die die Kniffe der neuen Standardanwendungen "Antclick Light Personal" und "Antville Pro Edition" in teuren Schulungskursen ganzen Konzernabteilungen beibringen. Zum Glück sind dieser Horrorvision durch zwei Dinge Grenzen gesetzt: Einmal durch die Lizenz [14], unter der Antville steht und zum zweiten durch das bisher immer noch mäßige Interesse, auf das das Projekt gestoßen ist. Angesichts der Heftigkeit, mit der mittlerweile um Linux gestritten wird [15], weiß man nicht, ob man über das Letztere froh oder traurig sein soll. Stand der Dinge ist: Wer ein sehr fortgeschrittenes digitales Notizbuch mit den beschriebenen Fähigkeiten braucht, kann bei Antclick/Antville einfach zugreifen. Links [1] http://www.kefk.net/SelfLinux/html/linux_geschichte01.html [2] http://www.tuvit.de/XS/ASP/content.000202/sprache.DE/SX/ [3] /static/project2/mirror/stories/10/ [4] http://www.heise.de/tp/deutsch/inhalt/on/13809/1.html [5] /static/project2/mirror/stories/34/ [6] /static/project2/mirror/stories/2/ [7] http://mortbay.org/jetty [8] http://helma.org [9] http://www.mckoi.com/database [10] /static/project2/mirror/stories/36/ [11] /static/project2/mirror/stories/47/ [12] http://httpd.apache.org [13] /static/project2/mirror/stories/43/ [14] /static/project2/mirror/stories/17/ [15] http://www.golem.de/0306/25865.html Telepolis Artikel-URL: http://www.telepolis.de/deutsch/inhalt/co/14997/1.html -------------------- Copyright © 1996-2003. All Rights Reserved. Alle Rechte vorbehalten Heise Zeitschriften Verlag, Hannover |
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