Netzeitung: Können Sie uns in drei Sätzen erklären, worum es beim Antville-Projekt geht?

Antville: Im Vordergrund steht die Entwicklung einer benutzerfreundlichen, leicht adaptierbaren und vor allem leistungsfähigen Open Source Weblog Software. Antville ist aber auch ein "Showcase" für die Entwicklung von Web-Applikationen auf Basis des Open Source-Applikationsservers Helma. Und Antville ist ein kostenloses Hosting-Service.

Netzeitung: Seit wann gibt es das Projekt bereits und wie ist es entstanden?

Antville: Die Idee zu Antville entstand vor etwas mehr als einem Jahr. Hannes Wallnöfer (der Hauptentwickler von Helma und Tobias Schäfer zählen zu den Weblog-Pionieren im deutschsprachigen Raum (ihr damals verwendetes Tool basierte auf einem Vorläufer des Applikations-Servers "Helma"); Robert Gaggl hatte einiges an Erfahrung mit der Entwicklung von Content Management-Systemen auf Basis von Helma. Zu dem Zeitpunkt hatte "Blogger" mit Finanzierungs- und wegen der stark gestiegenen Userzahlen mit Performance-Problemen zu kämpfen, und "Editthispage.com" verweigerte schon seit einiger Zeit die Aufnahme neuer Weblogs. Deshalb waren viele auf der Suche nach einem neuen Weblog-Service, und irgendwie erschien uns der Zeitpunkt günstig, das Software-Projekt Antville zu starten.

Netzeitung: Inzwischen werden bereits über 1000 Weblogs auf ihrem Server betrieben. Wie erklären Sie sich den Erfolg?

Antville: Antville versucht einerseits, den Einstieg in die Welt des Webloggens möglichst leicht zu machen (um ein neues Weblog in Antville anzulegen, braucht es bloss zwei Klicks), andererseits aber das Weblog mit steigenden Bedürfnissen des Besitzers mitwachsen zu lassen: das Design jedes Weblogs lässt sich vollkommen ändern, das Handling von Bildern und beliebigen Dateien ist sehr einfach, es gibt die Möglichkeit Umfragen anzulegen usw.. Und Antville versucht die Kommunikation zwischen Weblog-Autor und Leser so einfach wie möglich zu machen. Mit ein Grund für den Erfolg ist aber sicher auch die Stabilität und Geschwindigkeit des Systems.

Netzeitung: Welche Arten von Sites gibt es? Was sind die Highlights?

Antville: Bei über 1000 Weblogs ist das unmöglich zu beantworten, und viel zu abhängig von persönlichen Vorlieben. Jedenfalls wünschen sich manche schon einen "Stadtführer".

Netzeitung: Wie finanziert sich das Projekt?

Antville: Durch Selbstausbeutung ;-) Antville ist erfreulicherweise sehr wartungsarm (was - inhaltlich gesehen - viel mit den bislang dort angesiedelten Webloggern zu tun hat, und technisch mit der Zuverlässigkeit und Stabilität von Helma). Und auch die Hardware-Anforderungen sind erfreulich gering (die Leistung des Servers, der antville.org hostet, liegt mittlerweile deutlich unter der eines zeitgemässen Desktop-PCs).

Netzeitung: Worin liegt ihre Motivation?

Antville: Erstes geht es uns um die Entwicklung von Standardsoftware für Weblogs und kleine Websites, zweitens ganz konkret auf Antville.org eine Art Weblog-Biotop zu schaffen.

Netzeitung: Ist Antville "besser" als andere Weblog-Tools?

Antville: Wir hoffen schon, dass Antville mit manchen Features den Benutzern mehr entgegen kommt als andere Tools. In letzter Zeit sind viele (auch in der Szene "prominente" Weblogger) auf Antville umgestiegen, und wir denken dass es sich dabei um keinen Zufall handelt. Auch das Feedback der User auf antville.org geht deutlich in diese Richtung. Dennoch: wir sind noch unterwegs, viele Sachen sind noch unfertig, wir arbeiten daran. Aber wir glauben, dass wir in vielerlei Hinsicht die besseren Ansätze haben und sich das langfristig positiv auswirken wird.

Netzeitung: Die Gestaltung ist sehr elegant und wirkt rund. Welche Ideen stecken dahinter?

Antville: Das Design stammt von der Berliner Designerin Claudia Müller. Sie hat Antville ein klares und einprägsames Aussehen gegeben, das trotzdem durch ein paar Handgriffe die eigene Gestaltung eines Weblogs zulässt. Sozusagen eine zurückgenommene, neutrale Plattform, auf der sich jede(r) wiederfinden kann. Das kleinste Element ist (ameisengleich) das Pixel, das in immer wieder geänderten Animationen auf der Antville-Frontpage auftaucht und die gesamte visuelle Sprache prägt.

Netzeitung: Sie verfolgen einen Open-Source-Ansatz. Warum?

Antville: Wir benutzen selbst Open Source Software wo es geht, und glauben dass Open Source die beste Entwicklungsmethode für Infrastruktur-Code wie Helma/Antville ist. Allerdings hat die Open Source-Methode auch Nachteile, z.B. kämfen derzeit viele Projekte um relative wenige Entwickler. Wir glauben aber, dass wir überzeugt und hartnäckig genug sind, unser Projekt erfolgreich verwirklichen zu können.

Netzeitung: Verändert sich die Internet-Nutzung durch die Möglichkeit, per Weblog schnell zu publizieren?

Antville: Ja, die Art des Publizierens ändert alles. Ausprobieren.

Netzeitung: Wie international ist das Projekt inzwischen?

Antville: Der Schwerpunkt unserer Benutzer liegt nach wie vor im deutschsprachigen Raum, allerdings gibt es schon relativ viele Benutzer aus Holland, Spanien, USA etc., obwohl die Mehrsprachigkeit auf Antville.org derzeit noch auf Datum/Kalender beschränkt ist. Die Entwicklungsversion ist schon einen Schritt weiter, und die nächste Version, die intern schon weit fortgeschritten ist, wird vollkommen lokalisierbar sein.

Netzeitung: Wird die Weblog-Bewegung über- oder unterbewertet?

Antville: Darüber sind wir uns nicht einig. Einerseits glauben wir, dass das mühelose Publizieren über Weblogs ein gewaltiges Potential birgt, was die Rolle des Einzelnen in der Öffentlichkeit betrifft. Andererseits werden unter dem Begriff Weblog natürlich viel Konzepte und Techniken zusammengefasst, die sich unter anderen Namen über lange Zeit entwickelt haben.

Netzeitung: Wie geht's weiter mit Antville?

Antville: In der Entwicklung der Software stehen wir kurz vor Veröffentlichung der Version 1.0, die einige sehr nützliche neue Features haben wird. Und dann geht die Entwicklung weiter: "good ideas beg to be implemented".

Netzeitung: Herzlichen Dank für das Gespräch.